Holocaust-Gedenktag - auch ein Zeichen
gegen Antisemitismus und Rassismus



Im Jahre 1996 hat der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar zum Holocaust-Gedenktag ernannt.

Dieser Gedenktag erinnert an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945. Auschwitz ist zum Inbegriff des Holocaust geworden. In dem Vernichtungslager an der polnischen Grenze wurden 1,5 Millionen Menschen, Juden und andere NS-Opfer, in beispielloser Weise ermordet. Doch hinter der unvorstellbaren Millionenzahl der Opfer, die im Todeslager nur als eintätowierte Nummern geführt wurden, verbergen sich konkrete Namen und Biographien. Nach den Recherchen vom Arbeitskreises Judentum des Geschichtsvereins sind auch 18 Grevenbroicher in dieser fabrikmäßigen Todesmaschinerie ermordet worden. Es sind dies

• aus Gustorf-Gindorf: Familie Baum, Josefine und Sibilla Beretz, Johanna Gottschalk, Henriette und Bernhardine Kaufmann und Josef Moser
• aus Hemmerden: Lina und Klara Aussen, Siegmund Katz
• aus Grevenbroich Klara Frank, Margarete Goldstein, Karl Heinemann, Maragrete Weihl, Mathilde Kaufmann und Alex Katz

Jüngstes Opfer war die am 1. Mai 1939 geborene Recha Katz aus Wevelinghoven. Sie ist mit ihrer Familie im Rahmen der ersten Deportationswelle im Dezember des Jahres 1941 aus Wevelinghoven in das Ghetto Riga deportiert wurde. Während ihre Familie im Ghetto blieb und Zwangsarbeit leisten mußten, ist Recha Katz – wohl weil sie als Kind „arbeitsunfähig“ war – weiter nach Auschwitz verbracht worden.
Als das KZ Auschwitz am 27. Januar 1945 von russischen Truppen befreit wurde, lebten nur noch wenige Tausend Insassen. Darunter befand sich kein Grevenbroicher. Auch Recha Katz ist seitdem in Auschwitz verschollen.

Insgesamt gibt es über 200 Holocaustopfer, die in Grevenbroich geboren oder hier länger gelebt haben und in KZs und Vernichtungslagern ermordet wurden. Am morgigen 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz werden um 11.00 Uhr auf dem Synagogenplatz die Namen dieser Grevenbroicherinnen und Grevenbroicher vorgelesen. Die gemeinsam mit dem Arbeitskreis Judentum und der Katholischen Hauptschule, die im vergangenen Jahr unter der Leitung der Lehrer Peter Herzhoff und Dr. Heiner Beusch eine Gedenkstättenfahrt nach Auschwitz durchgeführt hat, organisierte Gedenkstunde will den Opfern aus allen Stadtteilen Grevenbroichs wieder Namen und Gesicht geben. Sie holt die Erinnerung an die Entrechtung, Verfolgung, Übergriffe und letztlich dann auch an den Holocaust dorthin, wo sie hingehört: In die Heimat und in die Nachbarschaft vor Ort, wo die jüdischen Mitbürger ihre Wurzeln hatten.

Seit 1988 recherchiert Ulrich Herlitz vom Arbeitskreis Judentum intensiv nach Namen der Holocaustopfer aus Grevenbroich. Waren zu Beginn seiner Arbeiten 110 Opfer bekannt, hat er durch intensive Suche z. Bsp. im Bundesarchiv Koblenz, dem Internationalen Suchdienst in Arolsen, regionalen und kommunalen Archiven sowie im Austausch mit vielen lokalen Geschichtsvereinigungen sowie überlebenden Familienangehörigen inzwischen 218 Grevenbroicher Opfer ausfindig gemacht. Gemeinsam mit dem Geschichtsverein sind mittlerweile für Gustorf-Gindorf gemeinsam mit dem dortigen Ortsnetzwerk oder in Wevelinghoven gemeinsam mit der Lesebühne und der evangelischen Gemeinde für die Kinder, die Opfer des Holocaust geworden sind, jüngst Gedenksteine errichtet worden. In Hemmerden wurde auf Initiative der Holocaustüberlebenden Marianne Stern-Winter in den 1960er Jahren ein Gedenkstein für die Hemmerdener Juden auf dem dortigen jüdischen Friedhof errichtet, in Hülchrath erinnert ein Gedenkstein „zum Gedenken an die jüdischen Mitbürger unserer Gemeinde“ ebenfalls auf dem dortigen Friedhof. Hier gibt es noch Handlungsbedarf für eine zentrale Erinnerung, dem sich der Geschichtsverein annehmen will, um dieser Opfer zu gedenken.

Und, darin sind sich die Verantwortlichen der KHS ebenso wie der Geschichtsverein Grevenbroich einig, es ist schrecklich, dass heutzutage Juden in Europa wieder Opfer von Anschlägen geworden sind und im Alltag in Angst leben müssen. Da ist es wichtig, sich daran zu erinnern, wohin Antisemitismus, Rassismus und blinde Ideologie führen können.