Facebook-Aktion #WeRemember

Infos finden Sie natürlich auf unserere FB-Seite unter dem Hashtag #WeRemember

www.facebook.com/judentum-Grevenbroich

Außerdem berichtete der Erftkurier in seiner Ausgabe vom 1.2.2017 von der Aktion...

Holocaustgedenktag 2017 
ehemalige Synagoge Hülchrath

 

RP-NGZ 10.11.2015 - Platz erinnert an ehemalige Synagoge - von Ulrich Herlitz

Grevenbroich. In den 1990er Jahren wurde aus dem Zünfte- der Synagogenplatz. Er erinnert an das jüdische Gotteshaus, das in der Pogromnacht 1938 geschändet wurde. Autor Ulrich Herlitz ist Mitglied des "Arbeitskreises Judentum" in Grevenbroich.


In der sogenannten "Reichskristallnacht" des 9. Novembers 1938 ging weit mehr als nur Glas zu Bruch. Neben der Demütigung, Entrechtung und Misshandlung in dieser Pogromnacht und der Inhaftierung der deutschen Juden in das KZ Dachau, um ihre Emigration zu forcieren, durften die jüdischen Gemeinden vor allem ihre Gotteshäuser nicht wieder nutzen. Wertvolle Kultgegenstände wurden beschlagnahmt, die Synagogen niedergelegt, die dazugehörigen Grundstücke mussten zwangsweise verkauft werden.
Die geschändete Grevenbroicher Synagoge auf dem Grundstück an der Kölner Straße erinnerte noch einige Monate jeden Passanten der Innenstadt daran, was in jener Nacht geschehen war. Erst Anfang Februar 1939 ergingen die Richtlinien für den Abriss der Ruinen von Synagogen durch Reichsministerien, woraufhin der Stadtrat von Grevenbroich noch im selben Monat den Beschluss fasste, das Synagogengrundstück anzukaufen.

Zum Presseartiekl geht es hier...

Stattblatt - Ausgabe 11-2015/Spurensuche Nr. 32
"Es ging viel mehr als Glas zu Bruch...!"
Ulrich Herlitz

Bei meinen Recherchen in den historischen Beständen der Neusser Zeitung stieß ich auf das wohl einzige Foto der zerstörten Grevenbroicher Synagoge aus dem Jahr 1939. Eingesetzt hat er sich Mitte der neunziger Jahre auch, dass der „Zünfteplatz“ in Synagogenplatz umbenannt wurde. „Zünfteplatz“, so Ulrich Herlitz, war allein schon deshalb unsensibel, weil Juden zu den christlichen Zünften nicht zugelassen waren. Der Name „Synagogenplatz“ erinnert heute zusammen mit einer 1978 errichteten Gedenkplatte in würdiger Weise an den ehemaligen Standort der Grevenbroicher Synagoge. Stolpersteine von Gunter Demnig erinnern an Grevenbroicher Juden, die ihren letzten freiwilligen Wohnsitz hier hatten. Was fehlt ist ein würdiges Mahnmal für diejenigen Grevenbroicherinnen und Grevenbroicher, die ihre Heimat verlassen mussten und im Holocaust ermordet wurden.

Zum gesamten Artikel der Spurensuche geht es hier...

Erftkurier vom 5. November 2015
Fred Sterns Erinnerungen an Grevenbroichs schlimmste Nacht

Fred Stern kam 2009 mit Hilfe der Bundes-Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, dem Förderverein des Erasmus-Gymnasiums und dem „Arbeitskreis Judentum“ im Geschichtsverein um Ulrich Herlitz für eine Woche zu Besuch nach Grevenbroich. In den weiterführenden Schulen erzählte er über seine Familienbiografie. Auf dem Programm stand seinerzeit auch eine Musikstunde mit Stefan Krüger, Lehrer am Pascal-Gymnasium. Seitdem ist fester Bestandteil des alljährlichen „Menorah“-Abends, der zur Erinnerung an den Novemberprogrom als musikalische Gedenkveranstaltung organisiert wurde, auch ein Gruß von Fred Stern. Heuer wurde am Menorah-Abend am vergangenen Donnerstag Sterns Erinnerungen an die so genannte „Reichskristallnacht“ verlesen. So erinnerte er sich, wie er sich als junger Lehrling – in Vorbereitung seiner Emigration und wegen fortwährender Verunglimpfung als jüdischer Schüler hatte er das Grevenbroicher Pro-Gymnasium (Vorläufer des Erasmus-Gymnasiums) verlassen – auf den Weg nach Düsseldorf nach „Braunschweiger & Cie“ machte.

Fred musste erkennen, dass dieser 10. November 1938 kein normaler Tag war. 

Hier geht es zum gesamten Presseartikel...

RP-NGZ vom 28. Januar 2015
Leonie Merheim/Pascal Strommenger

Mit Gedenkstunde an Holocaust-Opfer erinnert

Mit einer Gedenkstunde haben Schüler der Katholischen Hauptschule Stadtmitte gestern auf dem Synagogenplatz der Opfer des Holocaust gedacht. Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz hielten die Jugendlichen unter anderem Schilder in die Luft, mit denen sie mahnend an die Vernichtungsstätten der Nationalsozialisten erinnerten. Zudem verlasen die Schüler die Namen von aus Grevenbroich stammenden Holocaust-Opfern. Die Gedenkstunde wurde in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Judentum des Geschichtsvereins durchgeführt.

Hier geht es zum kompletten Bericht der NGZ... 

 

RP-NGZ vom 27. Januar 2015

Schüler gedenken der Befreiung
des KZ Auschwitz

Auf dem Synagogenplatz erinnern Schüler der Katholischen Hauptschule Stadtmitte sowie der Arbeitskreis Judentum des Geschichtsvereins Grevenbroich heute, 27. Januar, an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 70 Jahren. "In den Blickpunkt rücken die Schüler dabei aus unserer Stadt stammende Holocaust-Opfer", sagt Ulrich Herlitz vom Arbeitskreis Judentum. Deshalb werden auf dem Synagogenplatz ab 11 Uhr die Namen von mehr als 200 Holocaust-Opfern verlesen, die in Grevenbroich geboren wurden. 18 von ihnen sind - das haben Nachforschungen des Arbeitskreises Judentum ergeben - in Auschwitz ermordet worden. 

Hier geht es zum kompletten Bericht der NGZ...

Erftkurier
24. Januar 2015

Gedenk-Dienstag: "Siehe, ich habe Deinen Namen in meine Hand geschrieben!"

Am 27. Januar 2015 veranstaltet der Arbeitskreis Judentum im Geschichtsverein zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz und gleichzeitig zum Holocaustgedenktag um 11.00 Uhr eine Verlesung aller Namen der Holocaustopfer aus Grevenbroich auf dem Synagogenplatz. Hier der Bericht im Erftkurier...

Rheinische Post/Neuß-Grevenbroicher-Zeitung,
19. November 2014

Museum erinnert an jüdische Soldaten

Hier der Bericht in der NGZ...

Erftkurier,
19. November 2014

Jüdische Namen auf den Ehrenmalen: Helden des ersten Weltkrieges im KZ

Hier der Bericht im Erftkurier...

Stattblatt, Ausgabe November 2014

Julius Stern - eine Frontkämpferbiographie

Hier der Bericht im Stattblatt...

Erftkurier,
25. November 2012

Jüdische Kindheiten in GV:
Vom Ende der "Heilen Welt"

Ulrich Herlitz vom Geschichtsverein hielt ein Vortrag zu jüdischen Kinderbiographien. Hier der Bericht im Erftkurier...

In einem Leserbrief des Erftkuriers vom 28. November 2012 nimmt Josef Völker Stellung zu einer Formulierung im Erftkurier-Artikel: Der Satz "Zwischen deutschen und jüdischen Kindern bestanden enge Freundschaften" sollte wohl positiv klingen - und entlarvt statt dessen, wie tief unsere Vorurteile offenbar immer noch verankert sind: Waren die jüdischen Kinder in Grevenbroich etwa keine Deutsche? (...)" Recht hat Hr. Völker - die deutschen Juden sahen sich immer als "deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens" und fühlten sich tief der deutschen Kultur verbunden. Selbst die Zionisten unter ihnen, denen eine rechtzeitige Emigration nach Palästina gelang, spürten als "Jeckes" bis zuletzt ihre deutsche Wurzeln. Und auch bei Emigranten in andere Länder wie der im Artikel zitierte, heute in den USA mit 89 Jahren in den USA lebende Fred Stern, ist dies so! (Anm. Ulrich Herlitz)

Erfkurier,
11. November 2012
Ulrich Herlitz

Mit Schändung des Gotteshauses
ging viel mehr als Glas kaputt!

Ulrich Herlitz berichtet über die Ereignisse des 9. Novembers.

Hier geht es zum Artikel...

Rheinische Post/Neuß-Grevenbroicher Zeitung
09. November 2012
Anne Peters

Vor dem Nazi-Terror in die USA geflohen

Fritz Stern ist heute 89 Jahre alt und lebt in den USA. Seine Wurzeln hat der Vertriebene jüdischen Glaubens aber in Grevenbroich. 

Hier geht es zum Artikel...

9. November 2012 - Gedenkfeier Käthe-Kollwitz-Gesamtschule

Hier geht es zu den Berichten zur Gedenkfeier...

Erftkurier,
1. Februar 2012

Gegen (Neo-)Nazis hilft nur die Erinnerung

Am Samstag besuchte der Geschichtsverein unter der Führung von Ulrich Herlitz zum Holocaust-Gedenktag das ehemalige Judendurchganslager Westerbork, um den Spuren
der Familie Aussen, deren Mutter aus Hemmerden stammte, zu folgen.

Hier geht es zum Artikel...

Rheinische Post/Neuß-Grevenbroicher-Zeitung
01. Februar 2012 
Wiljo Piel

Jüdische Schicksale erforscht

Grevenbroich (NGZ). Das Schicksal der jüdischen Familie Aussen aus Hemmerden soll im Rahmen eines deutsch-niederländischen Projekts aufgearbeitet werden. Ulrich Herlitz (Grevenbroich) und Jan Veermann (Wijhe) recherchieren gemeinsam.

Die Familie Aussen lebte einige Jahre in Hemmerden, später zog sie in das nahe der Grenze gelegene niederländische Dorf Wijhe. Dort traf Ulrich Herlitz, der sich intensiv mit dem Schicksal der Grevenbroicher Juden beschäftigt, auf einen Gleichgesinnten: Jan Veermann, der sich wie Herlitz intensiv mit der Geschichte der Aussens auseinandersetzt. "Wir haben nun beschlossen, gemeinsam die Biografie der Familie zu erstellen", erklärt Herlitz. Was den beiden Forschern bekannt ist: Jakob Aussen war Holländer, sein Bruder Moses betrieb in Hemmerden eine Metzgerei. Seine Frau Klara war Deutsche, ihr Bruder führte im Dorf das traditionsreiche Maßschneiderei- und Konfektionsgeschäft "Lazarus Winter & Söhne" fort. Jakob und Klara Aussen zogen später nach Holland, wo die Töchter Sophie (1924) und Hertha (1926) geboren wurden. "Besonders viel wissen wir von dem jungen Mädchen Hertha Aussen, die mit ihrer christlichen Freundin Netty Renes eine intensive Brieffreundschaft pflegte", erklärt Ulrich Herlitz. Selbst als die jüdische Familie im Oktober 1942 in das "Polizeiliche Durchgangslager" im niederländischen Westerbrok gebracht wurde, hielt dieser Kontakt noch an. "Mehr als ein Jahr blieb Hertha mit ihrer Familie in Westerbrok von den Deportationen nach Auschwitz verschont. Doch am 14. September 1943 mussten auf sie ,auf Transport gehen', so Herlitz. Noch aus dem Zug schrieb Hertha an ihre Freundin Netty eine Karte: "Wir sitzen mit etwa 40 Menschen und Gepäck in diesem heißen und schwülen Viehwaggon. Wir sind voll guten Mutes auf ein baldiges Wiedersehen in unserem geliebten kleinen Holland. Leb Wohl, ein Kuss, Hertha!" "Das Mädchen, ihre Schwester Anni und ihr Vater kehrten nicht zurück, sondern wurden direkt nach ihrer Ankunft in Auschwitz in der Gaskammer umgebracht. Ihre Mutter Klara wurde Opfer nutzloser medizinischer Versuche und starb kurz nach der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945", erläutert Herlitz. Der Grevenbroicher führte jetzt eine 30-köpfige Delegation nach Westerbrok. Dort erhielten sie nicht nur die von Herlitz und Veermann bisher erstellten biografischen Informationen, sondern konnten auch die Originalbriefe von Hertha Aussen einsehen. "Das war ein denkwürdiger Tag des Erinnerns", meint Friedrich Schmitz, Vorsitzender des Geschichtsvereins. Mit in der Gruppe waren auch Konfirmanden der evangelischen Kirchengemeinde, die im Oktober einen Gedenkstein für die deportieren Kinder auf dem jüdischen Friedhof in Wevelinghoven aufstellten – er trägt auch die Namen der Schwestern Hertha und Anni. Ulrich Herlitz und Jan Veermann wollen nun die Ergebnisse ihrer Recherchen zusammenführen. Noch in diesem Jahr ist eine Veröffentlichung geplant.

Hier gibts den Artikel als Download...

Stattblatt
Ausgabe März 2011, S. 24f
Ulrich Herlitz

"Die letzte Abschiedskarte erhälst Du aus dem Zug. Wir sind voll Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen...!"

Im Zug der Eronnerung wird auch das Schicksal von Hertha Aussen beschrieben, die ihrer christlichen Freundin Netty noch aus dem Deportationszug nach Auschwitz am 14. September 1943 eine letzte Karte schreib. Die große Familie Aussen hatte zahlreiche Berührungspunkte und enge Familienbande nach Hemmerden.

Lesen Sie hier mehr...

Rheinische Post/Neuß-Grevenbroicher Anzeiger
10. Februar 2011
Kurt Esser

Schüler wollen im "Zug der Erinnerung" lernen

Wenn am Mittwoch, 16. und Donnerstag 17. März, der "Zug der Erinnerung" in Grevenbroich Station macht, wird die Nazi-Zeit an vielen Schulen behandelt werden...

Den ganzen Artikel lesen Sie hier...

Stattblatt - Ausgabe Februar 2011

Den Kindern ihren Namen zurückgeben

Den Artikel über den Zug der Erinnerung gibt es zum Download hier...

Rheinische Post/Neuß Grevenbroicher Zeitung
29. Januar 2011
Daniela Buschkamp

Jüdische Schicksale erforscht

Den Artikel über Biographien jüdischer Kinder und Jugendliche gibt es zum Download hier...

Westdeutsche Zeitung - Online-Ausgabe
26. Januar 2011

Der Zug der Erinnerung hält in Grevenbroich

Den Artikel gibt es zum Download hier...

Rheinische Post/Neuß-Grevenbroicher Zeitung
15. Januar 2011
Daniela Buschkamp

Spuren jüdischer Schicksale

Grevenbroich (NGZ) Hertha Aussem aus Grevenbroich war eine jüdische Jugendliche, die im KZ umkam. Ihr Schicksal wird im "Zug der Erinnerung" gezeigt, der im März in Grevenbroich und Neuss hält. Der Geschichtsverein stellt neue Ergebnisse vor.
Es war eine Fahrt in den Tod: 1,5 Millionen jüdische Kinder und Jugendliche wurden von den Nationalsozialisten deportiert und vergast. Etwa 13 Opfer stammen aus Grevenbroich, so die aktuellen Forschungsergebnisse des Arbeitskreises Judentum. Das Schicksal von Hertha Aussem (17) aus Hemmerden ist durch den "Zug der Erinnerung" bekanntgeworden. Eine kurze Biografie, ein Familienfoto von einem Bootsausflug, die letzte Karte an ihre christliche Freundin Netty, die Hertha aus dem Zug werfen konnte, sind in der Ausstellung zu sehen: Mitte März an zwei Tagen in Grevenbroich, und an zwei Tagen in Neuss.
"Den Opfern und den Kindern ein Gesicht geben" – das waren die Motive von Ulrich Clancett, Regionaldekan für Mönchengladbach aus Jüchen, sich für das Projekt "Zug der Erinnerung" und Haltestellen im Rhein-Kreis Neuss stark zu machen. Was ihm und anderen Unterstützern gelungen ist: Nach dem Start am 10. März in Mönchengladbach hält der Zug am 16./17. März in Grevenbroich und am 18./19. März in Neuss. Etwa 4000 Euro kostet ein Tag Aufenthalt der Ausstellung. "Ende 2010 waren die Ausgaben zur Hälfte von einem Aktionsbündnis aus Kirchen, Parteien und Institutionen finanziert", so Martin Kresse vom Katholikenrat.
Warum die Präsentation wichtig ist: "Sie hilft eine Erinnerungskultur lebendig zu halten, denn es gibt immer weniger Zeitzeugen", betont Kresse. Deshalb sind Schulen und Jugendverbände zum kostenfreien Besuch eingeladen.
Dort werden die Schüler Hertha Aussem begegnen können, die hoffnungsvoll an "ihr liebstes Nettchen" schrieb: "Wir sind voll guter Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen in unserem geliebten, kleinen Holland. Leb wohl, ein Kuss. Hertha". Eine unerfüllte Hoffnung, denn Hertha – wie auch ihre ältere Schwester Anna und ihr Vater Jakob – wurden direkt nach ihrer Ankunft am 17. September 1943 in Auschwitz umgebracht.
Das Schicksal der Familie Aussem, die von Hemmerden nach Holland flüchtete, ist bekannt. Das Schicksal von anderen jüdischen Kindern und Jugendlichen weniger. Das will der Arbeitskreis Judentum um Ulrich Herlitz ändern. "Wir bereiten eine Ausstellung und ein Rahmenprogramm vor", erläutert Herlitz. Ihre Forschungen in historischen Quellen beantworten etwa Fragen nach Margot (sie war 1943 16 Jahre alt) und Ernst Heinemann (damals zwölf), deren Vater ein Textilwarengeschäft auf der Breite Straße betrieb. Oder nach Hannelore Rübeck, die kurz nach ihrem fünften Geburtstag mit ihrer Mutter Sabine von Hemmerden nach Riga verschleppt wurde.

Den Artikel zum Download gibt es hier...

Erftkurier, 9. Januar 2011
Die in der Nazi-Zeit ermordeten Kindern

Den Artikel zum Download gibt es hier...

Statt-Blatt Januarausgabe 2010
Stolpersteine gegen das Vergessen
Anja Naumann
Es war der 10. Dezember 1941, als ein Großteil der niederrheinischen Juden in einer ersten großen Aktion in das Ghetto Riga deportiert wurden. Neben den Familien Winter und Theisebach aus Hemmerden gehörte unter anderem die Familie Katz aus Wevelinghoven zu den Opfern. Am 10. Dezember 2009 nun, genau 68 Jahre später, sorgte der Kölner Künstler Gunter Demnig dafür, dass diese und die vielen anderen Opfer des Holocaust nicht vergessen werden. „Stolpersteine“ heißt die Kunstaktion des Bildhauers, und eben solche hat Demnig an diesem Tag in den Grevenbroich Boden eingelassen, genau vor den Häusern, in denen ehemals Juden lebten. Versehen sind die Steine mit den Namen der Bewohner, die deportiert und ermordet wurden. Die Messingquader sind zwar klein, aber ihre Wirkung ist groß. Denn: Wer sie sieht, hält inne, „stolpert“ regelrecht über die glänzenden Steine und liest die Aufschrift. „Die Erinnerung an die Menschen, die einst hier lebten, wird so lebendig“, erklärt Demnig. Denn für ihn ist klar: „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“

An sieben Stellen in vier Stadtteilen -Stadtmitte, Hemmerden, Gustorf-Gindorf und Wevelinghoven - hat Demnig insgesamt 27 Stolpersteine zum Gedenken an jüdische Familien verlegen. Finanziert wird das Projekt über Spenden; Interessenten können eine Patenschaft für einen Stolperstein oder auch für einen konkreten Namen übernehmen. Teilspenden sind ebenfalls möglich.
In über 520 deutschen Städten hat der Künstler die Quader bereits verlegt. Mittlerweile nimmt die Aktion auch europäische Dimensionen an; in den kommenden Jahren wird Demnig in Norwegen, Dänemark und Frankreich tätig werden. Dass sein Projekt einmal solche Ausmaße annehmen würde, damit habe er nicht gerechnet, so Demnig . „Als ich 1993 meine Arbeit mit den Steinen begonnen habe, bin ich nicht von einer solchen Resonanz ausgegangen. Jetzt ist die Nachfrage so groß, dass ich bis Juni 2010 fest verplant bin“, freut er sich. Was ihn außerdem berührt, ist das große Interesse Jugendlicher an seiner Aktion. „Gerade ihnen wird oft Desinteresse an der eigenen Geschichte nachgesagt. Ich habe das zum Glück ganz anders erlebt, mit Jugendlichen, die Fragen stellen und Anteil nehmen. Sie sind ganz und gar nicht genervt von diesem Thema, sondern sie wollen wissen, was damals geschehen ist und wie es zu solchen Gräueltaten kommen konnte.“
Eine zweite Verlege-Aktion ist bereits geplant. „Wichtig ist, dass die Stolpersteine nicht nur für jüdische Opfer, sondern für alle Holocaust-Opfer, also auch Zwangsarbeiter, politische Opfer, Sinti und Roma, Homosexuelle und Wehrmachtsflüchtlinge gedacht ist“, betont Ulrich Herlitz, Leiter des Arbeitskreises Judentum. Er zeigte sich erfreut über die Anwesenheit von Bürgermeisterin Ursula Kwasny beim ersten Verlegen der Steine. „Das zeigt, dass sich die Stadt Grevenbroich ihrer Geschichte stellt – auch dann, wenn sie unangenehm ist.“
Herlitz, der sich bereits seit Jahren mit der Geschichte der Grevenbroicher Juden befasst, hatte Anfang der 90er Jahre eine Vorläufer-Aktion ins Leben gerufen: Mit der Katholischen Hauptschule und der Holocaust-Überlebenden Marianne Stern hatte er eine Tafelwand mit den Namen ermordeter Grevenbroicher Juden auf dem Synagogenplatz angebracht.
Bei aller positiven Resonanz hat der Bildhauer Demnig aber nicht nur freundliche Reaktionen auf seine Aktion erfahren. Morddrohungen von ewig Gestrigen habe er bekommen und auch die Kritik gehört, die Stolpersteine – und damit sinnbildlich die auf ihr verewigten Opfer – würden mit Füßen getreten. Diesen Gedanken kann der Künstler nicht nachvollziehen; vielmehr würden die Steine durch das Darübergehen ihren Glanz erhalten. „Und wer über die Steine stolpert, der bleibt stehen und nimmt, um die Inschrift lesen zu können, automatisch eine gebückte Haltung ein, die an eine demütige Haltung erinnert.“ Und die – wenigen – negativen Reaktionen  können ihn nicht abschrecken. „Ich erlebe so viel Positives bei dieser Aktion, ob es die Gespräche mit Jugendlichen sind oder auch die Reaktionen Angehöriger. Und dann weiß ich, dass sich der Aufwand lohnt und dass ich ihn weiter betreiben werde.“


Rheinische Post/Neuß-Grevenbroicher Zeitung
11. Dezmeber 2009
Wiljo Piel

"Stolpersteine" für Grevenbroich - Kunst-Projekt erinnert an die Opfer des NS-Regimes/27 Quader im Stadtgebiet verlegt

Grevenbroich (wilp). Mit Hut und dicker Lederweste ging Gunter Demnig (62) gestern Morgen ans Werk: Bei Nieselregen und kühlen Temperaturen verlegte der Kölner Künstler 27 "Stolpersteine" aus Messing. Mit den kleinen Quadern soll an jüdische Bürger erinnert werden, die den Nationasozialisten zumOpfer fielen.
Grevenbroich ist die mittlerweile 525. KOmmune, in der Demnig seine Steine verlegt - in den vergangenen neun Jahren er bereits über 22 000 Quader einzementiert. "Und es werden immer mehr", sagt der 62-jährige: "Im nächsten Jahr wird das Kunstprojekt auf Norwegen und Dänemark ausgeweitet, in 2011 werde ich in Frankreich zu Gast sein." Die "Stolpersteine" , die er vor den ehemaligen Häusern der NS-Opfer ains Trottoir einlässt, tragen die Namen der Bewohner, die deportiert und er,mordet wurden. "So wird die Erinnerungen an die Menschen lebendig, die einst hier leben", erklärt Gunter Demnig.
Der Stadtrat hatte sich im Januar für die Kunstaktion ausgesprochen, der Geschichtsverein übernahm die Organisation. "Dank der Unterstützung vieler Spender können wir schon zum Auftakt des Projekts nicht weniger als 27 Steine verlegen", betonte Ulrich Herlitz: "Danmit kann an Menschen erinnert werden, die hier lebten und arbeiteten." Etwa an die Familien Winter und Theisebach aus Hemmerden, an die Löwenthals und Gordons aus Gustorf, an die Katz`aus Wevelinghoven oder die Goldsteins, Hertz`und Levys aus der Innenstadt.
Für den Grevenbroicher, der sich seit Jahren mit der Geschichte der jüdsichen Familien auseinander setzt, haben die kleinen Gedenksteine eine ganz besondere Bedeutung: "Sie erinnern an die Auslöschung von Menschen, die über Jahrhunderte hier ansässig waren. Sie hatten in Grevenbroich ihre Heimat und setzten sich für das Gemeinwesen ihrer Vaterstadt ein - entweder als Mitglieder des Erasmus-Gymnasiums, der örtlichen Feuerwehr oder des Närrischen Sprötz-Trupps in Gustorf."
Das Datum für die erste Verlegeaktion war übrigens bewusst gewählt worden: "Am 10. Dezember 1941 wurden die meisten niederrheinischen Juden in einer ersten großen Welle in das Ghetto von Riga deportiert. Darunter auch die Familien Winter und Theisebach aus Hemmerden sowie die Familie Katz aus Wevelinghoven", so Herlitz.
Die zweite Aktion ist bereits in Planung. Wer einen Patenstein übernehmen möchte (Kosten 100 Euro), kann sich mit dem Grevenbroicher Geschichtsverein in Verbindung setzen.

Rheinische Post/Neuß-Grevenbroicher Zeitung
3. November 2009

Dezentrales Denkmal
NGZ-Interview Wiljo Piel mit Ulrich Herlitz zu Stolpersteinen


Grevenbroich (wilp) Sie lebten in Grevenbroich, ihre Geschäfte waren fester Bestandteil des Handels in der Stadt, sie waren in das gesellschaftliche Leben integriert ­ bis die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Juden sind in der Zeit des Dritten Reichs aus dem Stadtbild verschwunden: Sie wurden enteignet, vertrieben, abtransportiert, ermordet. Auf Initiative des Geschichtsvereins sollen in der Stadt Stolpersteine verlegt werden, die an das Schicksal dieser Juden erinnern. NGZ-Redakteur Wiljo Piel sprach mit dem Hauptorganisatoren der Aktion, Ulrich Herlitz vom Arbeitskreis Judentum.

Herr Herlitz, was sind Stolpersteine?

Herlitz: Stolpersteine sind zehn mal zehn Zentimeter große, beschriftete Gedenktafeln aus Messing, die vor Häuser und Wohnungen, in denen früher Juden lebten und arbeiteten, ins Straßenpflaster eingelassen werden. Diese kleinen Mahnmale mit den persönlichen Daten der jüdischen Bürger sind eine Idee des Kölner Bildhauers Gunter Demnig. Ziel dieserKunstaktion ist es, das Gedenken an die Opfer des Holocaust im Stadtbild präsent zu machen.

Grevenbroich folgt damit dem Beispiel vieler anderer Städte ­ warum?

Herlitz: Weil wir Demnigs Idee eines dezentralen, von der Bürgerschaft getragenen Denkmals befürworten. Mittlerweile liegen diese kleinen Gedenktafeln in über 300 Orten der Bundesrepublik, aber auch in Österreich, Ungarn und den Niederlanden. In einem ersten Schritt wollen wir mit Gunter DemnigStolpersteine an acht Stellen in vier Grevenbroicher Stadtteilen verlegen ­ und zwar in Gustorf, Gindorf, Hemmerden und Wevelinghoven.

Wann werden die Steine verlegt?

Herlitz: Wir haben bewusst den 10. Dezember ausgewählt. Der Hintergrund: Im Jahr 1941 wurden genau an diesem Tag die meisten niederrheinischen Juden­ darunter auch die Familie von Marianne Stern, die als einzige Holocaust-Überlebende bis zu ihrem Tod im Jahr 1998 in Hemmerden lebte, von dort in das Ghetto von Riga deportiert.

Wie wird die Aktion finanziert?

Herlitz: Wir suchen nach Grevenbroichern, die eine Stein-Patenschaft übernehmen möchte. Die Kosten: 100 Euro je Stolperstein. Davon gehen 95 Euro an den Künstler, fünf Euro werden anteilmäßig für eine Dokumentation der Kunstaktion in unserer Stadt verwendet.

Wie ist die bisherige Resonanz?

Herlitz: Sie läuft ganz gut an. In Wevelinghoven haben sich neben Privatleuten auch der Bürgerschützenverein, die Gemeinschaft "Historisches Wevelinghoven" und die katholische Frauengemeinschaft für eine Patenschaft gemeldet. Dies zeigt, dass man sich mit der Geschichte vor Ort - auch in Bezug auf den Holocaust - identifiziert.

Gibt es formelle Hürden, die es vor der Aktion zu meistern gilt?

Herlitz: Nachdem der Hauptausschuss anlässlich eines Besuches des ehemaligen Grevenbroicher Juden Fred Stern beschlossen hat, dass sich Grevenbroich an der Aktion beteiligt, haben wir uns bereits das Einverständnis der jüdischen Gemeinde Düsseldorf und des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden Nordrhein eingeholt. In der nächsten Woche wird die Stadt Grevenbroich die heutigen Eigentümer der Häuser informieren, in denen früher jüdische Familien gelebt haben. Auch wenn es rechtlich nicht zwingend notwendig ist, möchten wir ihr Einverständnis haben, um die Plaketten vor ihrem Eigentum verlegen zu dürfen.

Wie viele Juden gab es zur NS-Zeit in Grevenbroich?

Herlitz: Wir haben aus dieser Zeit eine Liste mit rund 250 Menschen vorliegen, die hier an der Erft geboren wurden. Etliche von ihnen sind jedoch in umliegende Großstädte umgezogen. Die Stolperstein-Aktion bezieht sich rein auf die Familien, die ihren letzten frei gewählten Wohnort in Grevenbroich hatten, bevor sie in die Vernichtungslager der Nationalsozialisten deportiert wurden. Davon betroffen waren nach derzeitigem Kenntnisstand etwa 40 Menschen.

Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Aktion nach dem 10. Dezember fortgesetzt wird?

Herlitz: Das wird keine einmalige Sache sein. Wir haben schon jetzt über 25 Stolpersteine finanziert, eine Fortsetzung ist damit auf jeden Fall geplant.


Rheinische Post/Neuß-Grevenbroich Zeitung
21. März 2009

Im Herbst kommt der erste Stein - Geschichtsverien organisiert bundesweite Kunstaktion auch für die Stadt Grevenbroich

Lesen Sie den Artikel hier...

Lokalanzeiger Grevenbroich
22. Januar 2009
Julia Herbring

Ein Zeitzeuge berichtet über den Weltkrieg

Grevenbroich (jh) - Mit einem Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges ins Gespräch kommen, ist für einen Geschichtskursus schon eine Besonderheit. Wenn dieser Zeitzeuge auch noch aus Grevenbroich stammt, einer der wenigen überlebenden Juden ist und ein bewegtes Leben hinter sich hat, ist wohl von einer einmaligen Gelegenheit die Rede, die nun die Abiturienten am Erasmus-Gymnasium geboten bekamen. Fred Stern wurde 1923 in der Schlossstadt als Fritz geboren, den Namen änderte er später in den USA in Fred, um nicht als Deutscher erkannt zu werden. Seine Familie war jüdischen Glaubens, was für den Jungen nie eine Rolle spielte. Erst als Adolf Hitler an die Macht kam, änderte sich das Leben für Fred und seine Familie schlagartig: „Plötzlich durften die anderen Kinder nicht mehr mit mir spielen. Ich war der einzige Jude am Pro-Gymnasium, die anderen taten plötzlich so, als würden sie mich nicht mehr kennen. Für einen Zehnjährigen ist das kaum zu verstehen.“ Lediglich ein Freund hielt zu dem kleinen Jungen, der an der Lindenstraße lebte. Diesen Freund versucht Stern ausfindig zu machen. Sein Name ist Albert Steinhäuser. Wer etwas über den Mann weiß, kann sich an den Lokal-Anzeiger unter Tel. 695-33 wenden. Das Pro-Gymnasium ist das heutige Erasmus, was die Neugierde der Schüler weckte. Als Stern erzählte, wie er als Jude in der Schule schikaniert wurde, wurde es ganz ruhig in der Bibliothek: „Bei einer Gedenkfeier für einen Freund Hitlers, der bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, machte ich Scherze mit meinem Freund. Die Quittung bekam ich sofort: Der Schuldirektor verprügelte mich vor allen Schülern.“ Das Martyrium in der Schule hatte erst ein Ende, als Stern auf eine jüdische Schule in Düsseldorf wechselte und im Anschluss eine Ausbildung als Modellschlosser machte. Für die Familie Stern war 1939 endlich der Zeitpunkt gekommen, um Deutschland den Rücken zu kehren. Nur so ist ihnen sicherlich noch Schlimmeres erspart geblieben. Die Familie reiste in die Niederlande und von dort mit dem Schiff nach New York. „Wir hatten kein Geld, die Schifffahrt konnten wir nur zahlen, weil eine Freundin meiner Mutter den Mut hatte, uns Geld in einem Pelzmantel eingenäht in die Niederlande zu bringen. Da war dann auch genügend Geld, um von New York mit dem Bus nach Kansas City zu reisen, wo wir lange lebten“, erinnerte sich der 85-Jährige. Seine Großeltern blieben in Grevenbroich. Sie wurden in ein Konzentrationslager gebracht. Dieses wurde ihnen von den Nationalsozialisten sogar als Altersruhesitz für einen hohen Preis verkauft. Dass sie dort der Tod erwartete, wussten die Familienoberhäupter nicht. Die Schüler interessierte in diesem Zusammenhang, ob es stimmte, dass die Deutschen damals nicht wussten, dass es Konzentrationslager (KZ) gibt und wenn doch, was in ihnen vorging. Stern berichtete, dass die Existenz der KZ wohl bewusst war, nicht aber was dort passierte. Alle Männer seiner Familie wurden eines Tages verhaftet. Ein Onkel wurde in ein KZ deportiert. Als er nach Hause kam, traute er sich nicht, über die schlimmen Erlebnisse dort zu berichten. Ihm wurde eingebläut, nicht über die Vorkommnisse zu sprechen, ansonsten würde er zurück geholt. Fred Stern hatte seiner Mutter zu verdanken, dass er nicht verhaftet wurde. Sie schickte ihren Sohn in ein Weizenlager, wo er sich verstecken musste, damit die Nazis ihn nicht auch verhaften konnten. Die Familie Stern musste sich in Amerika hoch arbeiten. In Grevenbroich gehörten sie noch zu den wohlhabenden Familien, in den USA fingen sie ganz unten an. Stern schaffte es aber sich ein eigenes Geschäft und eine eigene Fabrik aufzubauen: „In Amerika muss man hart arbeiten, dann kann man es zu etwas schaffen.“ Mit seiner Frau Ann lebt er in Kalifornien. Während Stern zwar zu gibt, dass es nicht leicht sei, über die Erlebnisse von damals zu sprechen, dass er sie aber verarbeitet hätte, gestand seine Frau, dass ihr Mann immer wieder von Alpträumen heimgesucht werde, die mit den Erlebnissen in Verbindung gebracht werden können. Fred Stern ist Jude, aber nicht mehr gläubig: „Wie kann ich an einen Gott glauben, der uns damals so hat leiden lassen? Wie konnte er zulassen, dass Juden verfolgt, umgebracht und tyrannisiert wurden?“ Der Besuch Sterns wurde über die Stiftung „Erinnerung - Verantwortung - Zukunft“ und Kooperationspartnern in Grevenbroich finanziert. Begleitet wurde die Familie in Grevenbroich von Ulrich Herlitz, der sich mit dem Leben der Juden in Grevenbroich auseinander gesetzt hat. „Manchmal glaube ich, Ulrich weiß mehr über mein Leben als ich“, scherzte Stern. Für Lehrer Martin Lönne war der Besuch eine Besonderheit: „Selten wird Geschichte so greifbar. Diese Stunde war für die Schüler unbezahlbar.“

Rheinische Post - Neuß-Grevenbroicher-Zeitung
9.November 2008 Ausgabe Grevenbroich
Wiljo Piel

Musikalisches Denkmal

Mit einem musikalischen Denkmal erinnert Musiklehrer und Komponist Stefan Krüger an Marianne Stern, die als einziges Mitglied ihrer Familie den Holocaust überlebte. Das getragene Stück leitete am Sonntag eine Ausstellung ein.
Grevenbroich In den 90er Jahren hat er sie einmal bei einem der Erinnerungsabende aus der „Menorah“-Reihe des Pascal-Gymnasiums gesehen. Doch Stefan Krüger traute sich nicht, mit der betagten Hemmerdenerin zu reden.
„Ich dachte, dass es ihr vielleicht unangenehm wäre, wenn ich sie auf ihr Schicksal ansprechen würde“, sagt er. Nun hat der Musiklehrer ein Stück auf die 1998 im Alter von 79 Jahren Verstorbene komponiert: „Ein kleines musikalisches Denkmal für eine Frau, die für die Stadtgeschichte nicht unwichtig ist“, meint er.
Sein „Memorial für Marianne Stern“, die als einziges Mitglied ihrer Familie den Holocaust überlebte, leitete gestern die Eröffnung einer Ausstellung in der Villa Erckens ein.
„Siebzig Jahre danach“ heißt die Präsentation, die an das November-Pogrom 1938 erinnert - und die die unfassbaren Ereignisse mit Grevenbroicher Gesichtern verbindet.
Zusammengestellt wurde sie von Thomas Wolff (Stadtarchiv) und Ulrich Herlitz (Geschichtsverein), die sich intensiv mit dem jüdischen Leben in Grevenbroich auseinander setzen.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in ganz Deutschland die Synagogen, wurden jüdische Geschäfte demoliert und unschuldige Menschen fanden den Tod.
„Auch vor den Synagogen in Grevenbroich, Hemmerden und Gindorf standen die Benzinfässer bereit“, erklärt Herlitz. Doch die Nachbarn legten ihr Veto gegen die Brandschatzung ein - jedoch nicht aus Mitleid: „Vielmehr hatten sie Angst davor, dass das Feuer auf ihren eigenen Besitz übergreifen könnte.“
Dennoch wurden die Bethäuser geschändet, die Thorarollen auf die Straße und in die Erft geworfen. Das Jahr 1938 markierte für die deutschen Juden den Beginn der systematischen Verfolgung durch die Nationalsozialisten, die einige in die Emigration führte, für viele aber in den Vernichtungslagern endete.
Dokumente aus dieser Zeit - etwa „Kennkarten“, Fotos oder persönliche Briefe - schildern in der Ausstellung das Schicksal der Grevenbroicher Juden. Schicksale wie das der Marianne Stern, die mit ihrer Familie 1941 aus Hemmerden in das Ghetto Riga deportiert wurde.

Rheinische Post/Neuß-Grevenbroicher Zeitung
Ausgabe Grevenbroich 28.1.2008
Julia Nakötter

"Schüler geben Opfern ein Gesicht"

Grevenbroich (jn). Über 230 Grevenbroicher Juden sind Opfer des Holocaust geworden. Diese bedrückende Anzahl und die Geschichten der Opfer rückten gestern Schüler, Lehrer sowie Ausstellungsbesucher in der Versandhalle während einer Gedenkstunde in den Mittelpunkt. Abiturientin Julia Becker und Tim tressel vom Erasmus-Gymnasium erinnerten gemeinsam mit Bürgermeister Axel Prümm sowie Geschichtslehrer Martin Lönne an die Juden der Stadt, die im Dezember 1941 von Grevenbroich aus in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert wuden.
"Wir wollen zum einen daran erinnern, dass die sowjetische Armee heute vor 63 Jahren das KZ befreite, und zum anderen, dass das Leben der Opfer auch in dieser Stadt stattgefunden hat. Sie wurden von hier aus nach Auschwitz deportiert", erklärte Bürgermeister Axel Prümm. Schülerin Julia Becker lieh unter anderem Marianne Winter und Ilse Rübsteck aus Hemmerden sowie der Mönchengladbacherin Hilde Zander ihre Stimme. Deren Schilderungen über die Deportation per überfülltem Sonderzug Richtung Riga und über die Ankunft im Ghetto hat Bürgermeisterreferent Ulrich Herlitz aus Archivmaterialien zusammengetragen. Marianne Winter: "Zeitweise war das Ghetto mit über 10.000 Menschen belegt, die zusammengedrängt auf engstem Raum ihr Dasein fristeten. Immer wieder schufen die Nazis durch Ermordungsaktionen Platz für Neuankömmlinge." Schülerin Julia Becker las die Textpassagen mit fester Stimme, dennoch bedrückte Marianne Winters Bericht die Abiturientin: "es ist ein beklemmendes Gefühl. Im Unterricht hören wir nur von den Schicksalen der Juden, hier werden sie anhand von Grevenbroichern lebendig." Tim Tressel gab im Gegenzug dem Bürgermeister von Wevelinghoven ein Gesicht und schilderte den Amtsvorgang der Deportation - in der Behördensprache als "Evakuierung" bezeichnet. "Die anteilmäßigen Kosten für die Mitbenutzung des Reiseomnibusses aus Anlaß des Judentransportes betragen für die Gemeinde zehn reichsmark. Ich bitte um Überweisung an doe Stadtkasse", hieß es in den Akten.
Jüngstes Opfer unter den Grevenbroicher Juden war Recha Katz. Bei ihrer Deportation war die Wevelinghovenerin zweieinhalb Jahre alt.

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Rheinische Post/Neuß-Grevenbroicher-Zeitung
Ausgabe Grevenbroich 10. Januar 2008
Carsten Sommerfeld

„Zerstörte Biographien“

Grevenbroich. Auf langen weißen, von der Decke hängenden Tüchern stehen die Namen von 230 Menschen und ihr Schicksal. „Grevenbroicher Gesichter – verfolgt, deportiert, vernichtet“ ist darüber zu lesen. „Ich möchte den Ermordeten ein Gesicht, einen Namen geben“, sagt Ulrich Herlitz. Seit seiner Schulzeit interessiert sich der Bürgermeister-Referent für die jüdischen Menschen in Grevenbroich, recherchierte viele Jahre in Archiven ihre Biographien , sprach mit Überlebenden. Ein kleiner Teil seiner Arbeit ist jetzt in der Versandhalle auf der Stadtparkinsel zu sehen.
Herlitz und Thomas Wolff vom Stadtarchiv eröffneten dort die Ausstellung „Grevenbroicher Gesichter – wiederentdeckte Stadtgeschichte“. Auf 14 Tafeln werden die Biographien jüdischer Familien, die durch den Terror des Nationalsozialismus ins Exil getrieben oder beim Holocaust systematisch ermordet wurden, vorgestellt.
Die Gesichter sind fast ausschließlich auf Porträtfotos schräg von vorne links zu sehen. „die waren für die Kennkarten mit dem gelben `J` bestimmt, die Juden 1938 beantragen mussten“, erklärt Herlitz. Die Uniformität auf den Bildern steht ganz im Widerspruch zum Leben der Menschen: „Jüdische Familien haben in ganz verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen das Leben in der Stadt mitgestaltet. Die einzige Klammer – das, was sie gemeinsam hatten – war ihr jüdischer Glauben“, schildert Herlitz. Lazarus Goldstein etwa war Mitbegründer des Roten Kreuzes und der freiwilligen Feuerwehr, Jacob Goldstein Mitbegründer des Progymnasiums. Juden waren Mitglieder des Rates, von der SPD bis zur Deutschen Volkspartei. Auch wirtschaftlich prägten jüdische Familien Grevenbroich mit, „die Familie Bachrach führte das erste moderne Kaufhaus in der Stadt“. Mit der Machtergreifung 1933 durch die Nationalsozialisten begann – zunächst im beruflichen und gesellschaftlichen Bereich – der Leidensweg bis hin zur Deportation und Ermordung. Herlitz spricht von „zerstörten Biographien“. Die Texte und Dokumente in der Versandhalle schildern die immer größer werdenden Existenzprobleme jüdischer Familien, von der Aufforderung „Kauft nicht bei Juden“ bis zu Terrorakten schon weit vor der Pogromnacht 1938. „Im Geschäft der Familie Bachrach wurden 1934 die Fensterscheiben zertrümmert.“ 1935 wanderte die Familie nach Palästina aus, doch das „war nur bedingt das verheißene Land. Josef Bachrach blieb bis 1939 ohne Arbeit, bevor er mit einem kleinen Elektrowarengeschäft einen bescheidenen Lebensunterhalt verdienen konnte“, weiß Herlitz.
Andere blieben, konnten nicht glauben, dass die neuen Machthaber ihnen das Existenzrecht absprachen. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht mehr“, sagte Lazarus Goldstein trotz einer Verhaftung, trotz schrittweiser Enteignung. Seine Frau und er mussten ins Ghetto Theresienstadt, wurden in Minsk ermordet. Die Spuren anderer Grevenbroicher verlieren sich, etwa von Rosa Eichengrün. Ihr Schuhgeschäft wurde im November 1938 demoliert, kurz darauf musste sie es schließen. Das Ghetto Lodz war ihr letzter bekannter Aufenthaltsort.
Ulrich Herlitz, der unter anderem dem Geschichtsverein für die Unterstützung dankte, hat bereits weitere Projekte im Sinn: „In jedem Grevenbroicher Stadtteil lebten jüdische Familien.“

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Westdeutsche Zeitung
Ausgabe Rhein-Kreis Neuss - 10. Januar 2008
Inge Hüsgen

Jüdische Familiengeschichten aus Grevenbroich

Ausstellung: Schau in der Versandhalle erinnert an die Verfolgten und Ermordeten.

Grevenbroich. Sie waren Kaufleute, Lokalpolitiker, engagiert in Vereinen, bei der Feuerwehr und beim Roten Kreuz. Aber die Nazis sahen in ihnen nur eines: Juden, die gnadenlos gedemütigt und verfolgt wurden, bis zur Vernichtung. Auch in Grevenbroich.
Jetzt erinnert eine Ausstellung in der Versandhalle an die Verfolgten und Ermordeten. Unter dem Titel „Grevenbroicher Gesichter – jüdisches Leben in unserer Stadt“ zeigt sie auf Bild- und Texttafeln jüdische Familiengeschichten aus Grevenbroich.
Schreckliche Ironie: Der Großteil der gezeigten Porträtfotos stammt nicht aus den Familienalben, sondern aus den NS-Verwaltungsakten. 1938 wurden alle Juden gezwungen, Kennkarten zu beantragen und die zusätzlichen Namen „Israel“ oder „Sara“ anzunehmen. Jetzt tragen die Dokumente dazu bei, den vergessenen Opfern buchstäblich ein Gesicht zu geben. Die Menschen hinter den historischen Daten zu zeigen, das ist erklärtes Ziel von Ulrich Herlitz, der die Ausstellung gemeinsam mit Thomas Wolff vom Stadtarchiv zusammengestellt hat. „Mit jedem Namen, den man dem Vergessen entreißt, holt man die Person in die Erinnerung zurück“, so seine Erfahrung.
Herlitz, der heute als Referent des Bürgermeisters tätig ist, hat es vor 20 Jahren erstmals erlebt: „Ich habe mich schon immer für Geschichte interessiert und war am Gymnasium im Geschichts-Leistungskurs, aber noch mit 20 Jahren wusste ich nicht, wo Auschwitz liegt.“ Das änderte sich, als Herlitz Marianne Stern kennenlernte. Als Überlebende des Ghettos von Riga konnte sie die Orte des Schreckens geografisch verorten. Und sie berichtete aus eigener Erinnerung, was der Geschichtsinteressierte nur aus Büchern kannte.
Andere Überlebende kehrten Deutschland den Rücken. Josef Bacharach, Inhaber des modernsten Kaufhauses der Stadt, emigrierte nach Palästina, wo er sich mehr schlecht als recht durchschlug. Andere hatten weniger Glück. Die Spur des angesehenen Kaufmanns Lazarus Goldstein beispielsweise verliert sich in Minsk.
Von 230 Grevenbroicher Holocaust-Opfern weiß man heute. Mit dem jüdischen Leben wurde ein Teil der Stadtkultur ausgelöscht, auch dies zeigt die Schau. Jüdische Bürger haben die Stadtgeschichte mitgeprägt. Nicht nur in Elsen und der Innenstadt, auf die sich die Ausstellung beschränkt. In jedem Stadtteil haben vor der NS-Verfolgung wohl 30 bis 50 Juden gelebt, weiß Ulrich Herlitz. „Ihre Geschichte wäre Stoff für eine spätere Ausstellung.“
» Die Ausstellung ist bis Ende Januar jeweils samstags und sonntags von 14bis 16 Uhr geöffnet. Am 27. Januar, dem Holocaust-Gedenktag, findet eine Gedenkstunde statt. Vom 24. Februar bis 30. März ist die Ausstellung im Museum auf der Erckens-Insel zu sehen.

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Lokalanzeiger Grevenbroich
Ausgabe 11. Januar 2008
Julia Herbering

Das Schicksal von Juden in Grevenbroich im Dritten Reich

Grevenbroich (jh) - Wie lebten Juden vor 65 Jahren in der Schlossstadt? Welche Geschichten verbergen sich hinter ihren Schicksalen und welche Erlebnisse mussten sie meistern? All diesen spannenden Fragen geht Ulrich Herlitz, Referent des Bürgermeisters, bereits seit 18 Jahren in seiner Freizeit nach. „Ich lernte kurz nach der Schule Marianne Stern kennen. Ich dachte bis dahin wie viele andere Menschen auch, dass die Geschehnisse des Dritten Reichs was Juden betrifft, doch so weit weg seien. Das ich aber mit einer Jüdin ins Gespräch kam, die diese Zeit selber erleben musste und die für die Rechte der Juden und den Wiederaufbau ihres Eigentums gekämpft hat, war für mich großes Glück“, so Herlitz. Fortan ließ das Thema ihn nicht mehr los. Er begann zu forschen, durchstöberte Archive, sprach mit Zeitzeugen und war für jede kleine Information dankbar., denn sein Ziel wurde es, ein Stückchen Zeitgeschichte aufzuarbeiten. Die Ergebnisse seiner Recherchen sind jetzt in der Versandhalle zu besichtigen. Dort können die Besucher Biografien von jüdischen Schlosstädtern lesen, die einen gefangen nehmen können: Existenzen wurden vernichtet, Leben zerstört und ganze Familiengeschichten sollten ausradiert werden. „Da arbeiten wir mit dieser Ausstellung allerdings gegen, denn wir geben den Menschen ein Gesicht und rekonstruieren ihre Geschichte“, erklärte Thomas Wolff von der Stadt. Er kennt das Problem, dass zwar Zahlen im Raum stehen, wie viele Juden verschleppt, misshandelt oder getötet wurden, aber dass wenige - die keine Zeitzeugen sind - sich vorstellen können, dass diese Gräueltaten in der eigenen Heimat geschehen sind. Erstaunlich welche Geschichten bei der Recherche zu Tage kamen: Auch eine wahre Liebesgeschichte geschah zu der Zeit des Dritten Reiches, denn zwischen der Jüdin Johanna Katz und dem Christen Adolph Rings stand zwar der Konfessionsunterschied, doch blieb das Paar auch in Zeiten von Verfolgungen und entgegengebrachtem Hass eine Einheit. Die Familie Bachrach erlebte Ähnliches, denn die Unternehmer, die die Vorboten der Coens Galerie waren, mussten um zu Überleben nach Palästina auswandern. Herlitz nahm zu allen noch lebenden Juden Kontakt auf und erlebte Anfang der 90-er, als es noch mehr Überlebende gab, positive Resonanz. Mittlerweile lebt nur noch Fred Stern, mit dem Herlitz aber weiterhin korrespondiert. Nachdem Sterns Familie 1939 keine Perspektive mehr für ein Leben in der Schlossstadt sehen konnte, entschied sie nach Amerika zu emigrieren. Die Schicksale zeigen einzelne Facetten auf, die nachdenklich machen. Die Ausstellung lohnt sich, die Besucher sollten aber etwas Zeit einplanen, um die Schicksale entsprechend zu würdigen. Am Sonntag, 27. Januar, ist der offizielle Gedenktag an die Opfer der Konzentrationslager, da sich dann die Befreiung Auschwitz´ jährt. Aus diesem Grund wird auch im Rahmen der Ausstellung in einer kleinen Gedenkstunde an die schrecklichen Geschehnisse erinnert, die die Juden durchleben mussten. Noch bis Ende Januar ist die Ausstellung samstags und sonntags von 13 bis 16 Uhr zu sehen. Des weiteren können Termine für Besuche der Ausstellung unter Tel. 608-641 bei Wolff und unter Tel. 608-312 bei Herlitz vereinbart werden. Besonders für Schulklassen lohnt sich ein Besuch der Ausstellung, die ab März auch im Museum Villa Erckens zu sehen sein wird. Außerdem können sich die Veranstalter vorstellen, dass die Tafeln an Schulen verliehen werden.

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Rheinische Post/Neuß-Grevenbroicher-Zeitung
Ausgabe Grevenbroich 9. November 2006

Mahnmal für die Zukunft

 
NGZ-Foto Michael Reuter
Grevenbroich Sie warfen das Klavier einfach aus dem  
zweiten Stock. Das Instrument zerschellte auf dem
Asphalt der Bahnstraße. Danach haben Nazis die Witwe
Eichengrün verprügelt. Vor 68 Jahren war das,
während der Reichspogromnacht am 9. November
1938, mitten in Grevenbroich.

Auch in der Schloss-Stadt wüteteten die Nazi-
Schergen, zerstörten Synagogen und Geschäfte,
verprügelten Juden.

Auf dem Synagogenplatz wollten gestern Schüler der Katholischen Hauptschule daran erinnern: mit einem Gebet, mit Liedern, Gedichten und mit Teelichten, die sie anzündeten. Die Idee stammt aus einer AG der Hauptschule, die sich um die Pflege von Kriegsgräbern ehemaliger Gefangener kümmert: Max Brugger, Janine Hahn und Martin Küppers wissen über die Verbrechen der Nazis durch die AG inzwischen genauestens bescheid.

„Doch einige Mitschüler waren schon überrascht, als sie hörten, was hier in Grevenbroich passiert ist“, sagte Schülersprecher Max Kulitzscher. „Viele denken, die Verbrechen sind nur super weit weg passiert.“ Und so wurden die Blicke der meisten Schüler starr, als Ulrich Herlitz vom Geschichtsverein erzählte, welche Grausamkeiten in Grevenbroich passiert sind, wie sich der Pogrom von München ausgehend in Deutschland fortpflanzte und der SA-Sturm Grevenbroich-Neuss durch die Nacht marodierte.

„Die Nachbarn haben damals verhindert, dass die Synagoge in der Grevenbroicher Innenstadt verbrannt wird“, erklärte Herlitz. Der Grund war jedoch nicht Hilfsbereitschaft. Vielmehr hätten die Anwohner sich geängstigt, dass das Feuer auf ihr Haus überspringt.

Das NS-Kraftfahrerkorps, das zunächst mit Benzinkanistern angefahren war, sah schließlich davon ab, die Synagoge zu verbrennen. Doch sie demolierten in dem Gotteshaus, zerstörten die Decke und warfen die heilige Thora auf die Straße, um darauf zu urinieren. Als die Schüler die Namen der 120 betroffenen Grevenbroicher Juden im Kanon verlasen, schien das Drama vielen erst präsent zu werden. Kleine Kiesel wurden auf dem Gedenkstein für die ehemalige Synagoge abgelegt, es wurde „Schalom melechem“ gesungen.

Von einem „Mahnmal für die Zukunft“ sprach Axel Prümm. Es ginge darum, das Geschehene geschichtlich einzusortieren. Der Bürgermeister und andere Politiker hatten den Hauptausschuss für einen Besuch unterbrochen.

Der damalige Bürgermeister war immerhin von den Nazis instrumentalisiert worden. Aus München hatte er - in seiner Funktion als Polizeichef - die Order bekommen, alle männlichen Juden mittleren Alters festzunehmen. Sie wurden schließlich in ein Gefängnis in Mönchengladbach geschafft. Einige von ihnen schließlich ins KZ deportiert.

Rheinische Post - Neuß-Grevenbroicher-Zeitung
16. November 2000 Ausgabe Grevenbroich
Ulrich Herlitz


Blick auf die jüdischen Friedhöfe in Grevenbroich

„Haus der Ewigkeit“ trotzte vielen Stürmen

Im Stadtgebiet existieren heute noch vier jüdische Friedhöfe: in Wevelinghoven, Hülchrath, Hemmerden und in Grevenbroich. Die beiden Friedhöfe der jüdischen Gemeinden von Gustorf-Gindorf und Frimmersdorf-Neurath befinden sich heute in Willich-Schiefbahn, da sie der Braunkohle weichen mussten. Neben den Synagogen in Hemmerden und Hülchrath gehören sie zu den wenigen Zeugnissen eines einstmals blühenden jüdischen Lebens in Grevenbroich und Umgebung.

Der Totenruhe kommt nach religiösem Selbstverständnis der Juden eine zentrale Rolle zu. Als "Bejt Olam" (Haus der Ewigkeit) garantiert der jüdische Friedhof die "Heilighaltung" und "Unversehrbarkeit" des Grabes und damit die ewige Ruhe. Der heutige jüdische Friedhof in Grevenbroich ist im ersten Drittel des 19..Jahrhunderts angelegt worden. Über Jahre hinweg hatte die jüdische Gemeinde darum gekämpft, ihren alten Friedhof zu behalten. Dieser lag auf dem "von der Gemeinde hergegebenen Platz der Stadtumwallung am Ende des Ostwalls, nahe dem Feldtor vor dem Knupp, vor dem dort befindlichen Eichenbaum".

Doch die lokalen Behörden setzen durch, dass der neue Friedhof außerhalb der Stadt angelegt wurde. Der erste noch erhaltene Grabstein datiert von 1827, der letzte von 1940. Der jüdische Friedhof war ebenso wie die Grevenbroicher Synagoge immer wieder Gegenstand von Schändungen. Insbesondere in Zeiten, in denen immer wieder völlig haltlose Ritualmordvorwürfe kursierten, kam es zu erheblichen Übergriffen. So im Juli 1834, als Häuser von Juden mit Steinen beworfen wurden, oder im Juli und August des Jahres 1892. Mitte 1892 wurde der jüdische Friedhof in einer einzigen Nacht verwüstet.

Selbst die Auslobung einer Belohnung von 500 Mark für Hinweise zur Ergreifung der Täter führte nicht zur Aufklärung der Tat. Im Gegenteil, Ende August kam es zu einem erneuten schweren übergriff, diesmal auf die Synagoge. Die Fenster wurden eingeworfen, und man fand in der Synagoge sogar ein mit Sprengstoff gefülltes Rohr, das nicht explodiert war. Auch in den 30er Jahren, noch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten, wurden jüdische Friedhöfe geschändet. Aktenkundig ist ein Übergriff auf den jüdischen Friedhof in Wevelinghoven.

Nachdem die Nationalsozialisten die Macht ergriffen, kam es 1935 erneut zu Schändungen auf Friedhöfen, insbesondere in Hemmerden und Hülchrath. In der Reichspogromnacht wurden die noch verbliebenen Synagogen in Gustorf, Hemmerden und Grevenbroich völlig verwüstet. Die deutlich zum Vorschein gekommene brachiale Gewalt machte klar, dass die antisemitischen Übergriffe auf die physische Existenz der jüdischen Gemeinden und letztlich auch ihrer Mitglieder zielten.

Im Zuge der so genannten "Endlösung der Judenfrage" wurden mindestens 120 Juden, die in Grevenbroich geboren waren oder bis zuletzt hier gelebt haben, ermordet. Ihnen blieb die Totenruhe auf einem Grevenbroicher Friedhof versagt. Der nationalsozialistische Rassenwahn wollte auch den Friedhof als letztes Zeugnis jüdischer Kultur verschwinden lassen. Das Gräberfeld musste an Steinmetz Michael Geuer verkauft werden. Der neue Eigentümer widersetzte sich aber bis zum Ende der Diktatur allen Aufforderungen, die Grabsteine zu entfernen.

Bericht in der NGZ vom 27.1.2017...

Berich im Erftkurier vom 28.1.2017...

natürlich zu verfolgen unter dem Hashtag auf unserer Facebook-Seite:

WWW.facebook.com/judentum-Grevenbroich

Es berichtete auch der Erftkurier in seiner Ausgabe vom 1.2.2017...

Holocaustgedenktag 2017

Hier finden sie einige Berichte hierzu:

In der NGZ vom 27.1.2017...

Im Erftkurier vom 28.1.2017...

Hier finden sie einige Berichte hierzu:

In der NGZ vom 27.1.2017...

Im Erftkurier vom 28.1.2017...